Man kann die CV-880 / 990 als den größten
Fehlschlag in der zivilen Luftfahrt bezeichnen, die letztendlich zum Ausstieg
von Convair aus diesem Bereich führte. Insgesamt verschlangen diese
Projekte rund 500 Mio. Dollar, eine nicht ganz unerhebliche Summe zum
damaligen Zeitpunkt. Begleitet war die Entwicklung von vielen Fehlentscheidungen
und der Tatsache, dass Boeing und McDonnell Douglas ihre Projekte gewinnbringend
vermarkteten.
Bei Convair legte man großen Wert auf Schnelligkeit und ließ
auf anraten des Launching Customers Howard Hughes ( damals Hauptaktionär
von TWA und Besitzer der Flugzeugleasingfirma Hughes Tool Company, bei
der TWA einkaufen musste ) den Rumpf relativ schmal bemessen.
Das Ergebnis dieser Forderung war, dass man nur fünf Sitze in einer
Reihe platzieren konnte.
Die Bezeichnung des Airliners kam wie folgt zustande: Die Convair hatte
eine errechnete Reisegeschwindigkeit von 600 Meilen pro Stunde, was umgerechnet
880 Fuß pro Sekunde bedeutete, also CV-880.
Des Weiteren hatte man ein neues, teures Verfahren entwickelt um die Außenhaut
der Jets zu Eloxieren. Die Maschinen schimmerten golden, was ihnen den
Beinamen "Golden Arrow" einbrachte. Am 27.1.1959 erfolgte der
Erstflug.
Zerwürfnisse innerhalb der TWA mit der Hughes Tool Company ließen
die Verkaufszahlen der Flugzeuge sinken, denn letztendlich gingen nur
21 Maschinen an TWA von ursprünglich 30 geplanten Exemplaren.
Convair versuchte natürlich andere Abnehmer zu finden, was durch
die ungünstigen Sitzmeilenkosten erheblich erschwert wurde. Letztendlich
versuchte man das Flugzeug weit unter dem Preis attraktiv zu gestallten.
Dieser deckte aber noch nicht einmal die Kosten für Triebwerke, Funkausrüstung
und Flugzeugzelle. Nach 65 gebauten Maschinen widmete sich Convair auf
Drängen von American Airlines dem Nachfolgemuster, der CV-990.
Diese war um 3m länger und um 20 Tonnen schwerer. Sie hatte ein moderneres
Triebwerk und auch die Tragflächen wurden grundlegend überarbeitet,
dabei fielen die Anti Shock Bodies besonders ins Auge, die bei den schnellen
Geschwindigkeiten einen Strömungsabriss verhindern sollten. Am 24.1.1991
hob die CV-990 das erste Mal vom Boden ab.
Schnell wurde das Flugzeug durch die Testphasen gebracht, was ungeahnte
Folgen hatte. Starke Flatterprobleme an den Triebwerken zwangen Convair
zur Überarbeitung der Tragflächen und dem versetzen der Triebwerke.
Dadurch konnte die versprochene Geschwindigkeit von 990 km/h nicht mehr
gehalten werden. Um das Zurückziehen der Aufträge seitens der
Airlines zu verhindern, machte Convair wiederum Zugeständnisse am
Preis. Letztendlich lag der Verkaufspreis einer CV-990 unter den Kosten
der Herstellung einer CV-880!
Unter diesen Voraussetzungen erfolgte am 8.1.1962 die Auslieferung an
American Airlines.
Nach nur 37 gefertigten CV-990 endete die Serienproduktion. Convair blickte
auf einen Schuldenberg von 500 Mio. Dollar zurück und zog sich aus
dem Passagiergeschäft zurück. Schließlich wurde die Firma
von General Dynamics übernommen.
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