Im Jahre 1964 hatte Dassault
die Idee ein Zivilflugzeug zu entwickeln, welches in der Größenordnung
der Boeing B-737 angesiedelt sein sollte.
Hatte das Unternehmen doch beachtliche Erfolge im militärischen
Bereich und natürlich im Bizjetprogramm mit der Falcon 20 und 50,
so wagte sich Dassault mit der Mystère 30 im zivilen Sektor auf
neues, unbekanntes Terrain.
Am 28.05.1971 hob der Prototyp zum Jungfernflug ab. Der Rumpfdurchmesser
des inzwischen als Mercure bezeichneten Projektes war um 14 cm größer
als der von der Boeing B-737.
Die erste Maschine hatte zu diesem Flug noch die PW JT8 D-11 Triebwerke,
welche einen Schub von je 66 kN abgaben. Das änderte sich nach
etwa 20 Flügen als die neuen Aggregate PW JT8 D-15 mit je 69 kN
eingebaut wurden.
Der Prototyp zeigte im Flug erhebliche Mängel was das Gieren um
die Hochachse anging. Er wurde daher aus dem Verkehr gezogen und an
deren Stelle trat der zweite Prototyp, welcher die entsprechenden Modifikationen
aufwies.
Trotz intensiver Werbeauftritte konnte nur Air Inter zum Kauf überzeugt
werden, welche zehn Exemplare bestellte.
Air Inter trug an Dassault die Forderung heran, dass die Mercure KAT
III tauglich sein sollte, was ein Blindlandeverfahren von einer Sicht
horizontal 200-400 m und 30 m vertikal entspricht.
Diesen Anspruch konnten die Mercure nicht erfüllen und Dassaults
Programm verzögerte sich beträchtlich, zumal die Luftfahrtbehörde
nur die Tauglichkeit für KAT II zertifizierte.
Am 20.06.1974 konnte Air Inter den Streckendienst mit KAT II Mercure
auf der Strecke Paris - Lyon eröffnen.
Erst mit der Auslieferung der fünften Maschine konnte Dassault
die Wünschen von Air Inter entsprechen, jedoch zu spät, denn
außer von Air Inter gingen keine weiteren Bestellungen ein.
Da die Mercure als reines Kurzstreckenflugzeug konzipiert wurde und
die Reichweite maximal auf 1500 km beschränkt war, konnte sie mit
der Konkurrenz, der Boeing B-737 und Douglas DC-9, nicht mithalten.
Auch die Interessenten Air France und Sabena sprangen ab und kauften
letztendlich die 737 aus dem Hause Boeing.
Versuche die Mercure auch in Übersee zu vermarkten scheiterten
kläglich und so stellte man die Produktion nach 12 gebauten Exemplaren
ein.
Air Inter war jedoch mit ihren im Einsatz befindlichen Maschinen sehr
zufrieden, denn es gab mit der Mercure keine nennenswerten Zwischenfälle,
geschweige denn Unfälle.
Zwischen 1991 und dem 29.4.1995 schickte Air Inter ihre Mercure in den
wohlverdienten Ruhestand und ersetzte diese durch die modernen Airbus
A-320.
Es sei noch erwähnt, dass die Mercure im Laufe ihrer Dienstzeit
bei Air Inter insgesamt vier Bemalungsvarianten erfahren hat.
Eine Maschine wurde mit den Farben von Air Littoral versehen und in
Montpellier auf dem Gelände der ESMA - Ecole Supérieure
des Métiers de l'Aéronautique als Lehrflugzeug genutzt.
Diese Mercure ist für diese Gesellschaft jedoch nie geflogen.
|