Mil W-12

Wenn ein Hubschrauber Ende der sechziger-, Anfang der siebziger Jahre Rekorde gebrochen hat, war es der Mil W-12 (W – Wertoljot – Hubschrauber), welcher noch heute, neben der Mil Mi-26, als der größte Hubschrauber der Welt gilt.
Es gab aber noch weitere Bezeichnungen für diesen imposanten Hubschrauber. So wurde er in der Projektphase „Isdelije 65“ genannt und später natürlich „Mi-12“. Der Nato Codename lautete „Homer“.
Schon ab 1959 beschäftigte sich Mil mit entsprechenden Großraumhubschraubern, obwohl erst zwei Jahre später ein offizieller Auftrag vom OKB vorlag.
1965 arbeitete das Konstruktionsbüro rund um Mil unter Führung von Marat Tischtschenko an einem 1:1 Modell, wo schon die Doppelrotoren ihre Verwendung fanden und dadurch ein Heckrotor entfallen konnte.
Mil machte es sich hierbei recht einfach und nutzte schon die bewährten Wellenturbinen, sowie die Rotoren der Mil Mi-6. Daraus ergaben sich letztendlich zwei Antriebsblöcke mit vier Wellenturbinen, welche eine Gesamtleistung von 19136 kW abgaben.
Beide Rotoren, welche gegenläufig angetrieben wurden, überlappten sich trotz der Konstruktion um 3 Meter und um Berührungen zu vermeiden synchronisierte man das Getriebe und verband sie mit einer zentralen Welle.
Nach Auftragserteilung über fünf Maschinen konnte man sich dem Bau der Prototypen zuwenden.
Zwar wird der offizielle Jungfernflug am 10. Juli 1968 angegeben, der erste Testflug vor dem Militär fand aber schon am 27.Juni 1967 statt. Hierbei Verunfallte der Hubschrauber bei der Landung leicht, was auf Eigenschwingungen zurückzuführen war.
Im Dezember 1968 begannen die Flugerprobungen auf dem Militärflugplatz in Schukowski, obwohl hier schon abzusehen war, dass es voraussichtlich keine Serienproduktion geben wird.
Die Gesamtlänge des W-12 betrug 37 Meter und die Spannweite 67 Meter, was die Ausmaße des Hubschraubers verdeutlichte.
Eine erste Demonstration der Leistung erfolgte am 6.8.1969, als eine Nutzlast von 40205 kg auf eine Höhe von 2255 Meter gehoben wurde. Dieser Weltrekord hat übrigens heute noch bestand.
Weiterhin hatte der Hubschrauber ein Wetterradar und Autopilot, was zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich war.
Ein riesiges Doppeltor, welches am Heck angebracht war, gab den Rumpf für eine max. Nutzlast von 40000 kg, oder 196 Passagiere frei. Das Rumpfinnere wurde mit 4,40 m Höhe, 4,40 Breite und 28,15 m Länge bemessen.
Die sowjetische Führung stand nun jedoch völlig ablehnend der W-12 gegenüber. Als Gründe wurden hohe, nicht zurechtfertigende Wartungskosten genannt und man sah dem Einsatz im unwirtlichen Sibirien äußerst skeptisch entgegen.
So blieb es bei zwei gebauten Maschinen, welche heute noch besichtigt werden können.
Michail Leontjewitsch Mil starb am 31. Januar 1970.
Ab 1971 ging der Mi-12 auf eine 3600 Kilometer lange Werbetour durch mehrere Länder Europas, so unter anderem nach Kopenhagen, Groeningen und zur Luftfahrtausstellung in Le Bourget.
Vom 14.-17.6.1971 war der Mi-12 zusammen mit dem Überschallpassagierflugzeug TU-144 am Berliner Flughafen Schönefeld zu Gast, wo ein regelrechter „RUN“ von Schaulustigen ausgelöst wurde. Ganze Schulen aus Berlin und Umgebung nutzten die Gelegenheit für Ausflüge dorthin um die Maschinen zu besichtigen.
Anschließend verabschiedeten sich die beiden „Stars“ und führten noch Schauflüge über Ost Berlin durch.
Beide Events konnte ich als Kind miterleben, was in mir noch lebhafte Erinnerungen auslöst. (Anm.d.Verf.)
Anschließend überführte man die Hubschrauber in die Museen. Eine von ihnen steht in Monino. Diese erhielt im Jahr 2012 einen neuen, frischen Anstrich.
Die andere kann in Ljubertsy-Panki besichtigt werden, jedoch wurden dort die Rotoren demontiert.
Beide Standorte befinden sich unweit von Moskau.

CCCP-21142
CCCP-21142
Airline
Kennung
C/N
Aeroflot
CCCP-21142
002
Fotos:
Sammlung M.Winter
FlugzeugSerie
Spannweite
67 m
Länge
37 m
Höhe
12,50 m
Rotordurchmesser
35 m
Nutzlast / Nutzlast max.
20000 kg / 40000 kg
Startmasse / Startmasse max.
97000 kg / 105000 kg
Reichweite
1000 km
Dienstgipfelhöhe
3500 m
Reisegeschwindigkeit
240 km/h
Triebwerke
Vier Solowjow Wellenturbinen D-25WF mit je 4048 kW (5500 WPS)